Wissenschaft

Salongespräch mit Melita Sunjic

Flucht und Kommunikation über Flucht

Zur Eröffnung unserer Diskussionsreihe „Salongespräche“ durften wir Melita Sunjic bei uns im Freunde Salon begrüßen. Sie gab uns einen umfangreichen Einblick in ihre Arbeit beim UNHCR und im Anschluss daran wurden wichtige Themen in der Gruppe besprochen.

Vom UNHCR in den Freunde Salon

Melita Sunjic ist Kommunikationsexpertin und leitete über viele Jahre die Kommunikationsabteilung des UNHCR. Sie kennt Kriegs und Krisenregionen und weiß um die Macht der Kommunikation in diesem Bereich. Durch zahlreiche Feldforschungen und Kampagnenarbeit in den Herkunftsländern wurde sie zu einer der führenden ExpertInnen für wirkungsvolle und niederschwellige Informationskampagnen in Krisengebieten. Daraus entstand die Online-Kampagne tellingtherealstory.org, in der Geflüchtete ihre persönliche Geschichte erzählen, um Menschen in ihren Heimatregionen ein realitätsnahes Bild der möglicherweise geplanten Flucht näherzubringen.

Miteinander bringt wertvollen Austausch

Und auch an diesem Abend wurde viel miteinander gesprochen. Im Freunde Salon treffen Menschen mit verschiedensten Erfahrungen und den unterschiedlichsten Geschichten aufeinander und Austausch kann entstehen. Das macht diesen Ort so wertvoll. Wenn sich hochrangige ExpertInnen mit Betroffenen austauschen, wenn akademischer Diskurs auf Zivilgesellschaft trifft, dann entsteht Miteinander und Kontakt auf Augenhöhe.

Durch diesen sehr besonderen Abend führte Julia Raptis.

Das nächste Salongespräch findet am Mittwoch, 13.6. statt und wir freuen uns sehr, Caspar Einem, ehem. österreichischen Innenminister als Gast zum Thema „Wie kann Integration gelingen“ begrüßen zu dürfen.

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Die Sprache(n) der Fremden/Freunde

Sandra Radinger

In meiner Diplomarbeit (2016), die ich mittlerweile schon auf mehreren Konferenzen präsentieren durfte, untersuchte ich die Interaktion zwischen Geflüchteten und ansässigen Wiener*innen aus sozio-linguistischer Perspektive. Die Frage war, wie und mit welchen sprachlichen Ressourcen sich zunächst „fremde“ Personen verwenden, um miteinander zu kommunizieren und wie sie ihre Sprachen in diesem Miteinander erleben.

Mit Sprachtagebüchern und Interviews zu den Ergebnissen

Sechs Personen aus dem Kreis der „Fremde werden Freunde“ führten dazu ein Sprachtagebuch. Im anschließenden Interview teilten sie mit mir ihre Erfahrungen und Gedanken über die Rolle ihrer Sprachen in ihrem Leben. Nicht nur aufgrund der Aktualität des Themas „Mehrsprachigkeit“, sondern auch durch die Ergebnisse meiner Arbeit in Hinblick auf Handlungsfähigkeit und Sprachbewusstsein, sind die Einblicke in die Sprach(en)-Welt der „Fremde werden Freunde“ besonders interessant für die Forschung:

Zunächst verdeutlichen die Ergebnisse, dass Menschen, die in der Organisation aktiv mitarbeiten, bereits durch ihr Mitmachen eine Message nach außen abgeben. Im Diskurs um die „Flüchtlingskrise“, positioniert man sich durch dieses Handeln deutlich. Handlung wird Sprache.

Durch Wille und Engagement wird eine Praxis des Miteinanders entwickelt, die „Fremde“ in „Freunde“ umdeutet.

Sandra Radinger

Begegnung fördert die sprachlichen Interaktion

Außerdem zeigte sich, dass „FwF“ einen Rahmen bietet, in dem man nicht bloß miteinander Sachen unternimmt, sondern auch miteinander neue Wege der sprachlichen Interaktion findet. Durch Wille und Engagement wird eine Praxis des Miteinanders entwickelt, die „Fremde“ in „Freunde“ umdeutet. Die Notwendigkeit des Willens zur Interaktion und dem daraus folgenden Engagement der Teilnehmer*innen scheint durch das bewusste Eintreten in den Raum des Miteinanders besonders hervorgehoben zu werden. In den Gesprächen zeigten die Teilnehmer*innen überwiegend hohes Bewusstsein über die Notwendigkeit von erhöhtem Investment an Zeit, Geduld, und Interesse am „fremden“ Gegenüber. Je nach Situation, Ziel und Beziehung der Beteiligten wird dieses Investment auch getätigt.

Mit geteilter Verantwortung zu erfolgreicher Kommunikation

Die Teilnehmer*innen agieren in mehrsprachigen Kontexten zum Beispiel als Übersetzer*innen, fragen gezielt nach der Bedeutung von Phrasen, geben dem Gegenüber Zeit sich auszudrücken und sprechen das Thema der Sprachwahl offen an. Durch Strategien wie diese, zeigen die Teilnehmer*innen ein hohes Bewusstsein über die geteilte Verantwortung einer erfolgreichen Kommunikation und auch die Bereitschaft diese aktiv zu übernehmen, bzw. einfordern.

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass der Blick auf Sprach- und Interaktionsräume wie FwF, die Entwicklung von Sprachpraktiken fördern kann, die alle beteiligten als direkte Gesprächspartner*innen verstehen und ihnen die Würde und Handlungskraft als solche zugestehen.

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Zivilgesellschaft als Schlüssel für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Arena Analyse 2018: Bildung und Zivilgesellschaft sind Schlüssel für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Am 23.1. wurden im Parlament in Wien die Ergebnisse der aktuellen Arena Analyse präsentiert.  Die Arena Analyse wird jährlich durchgeführt und basiert auf einer Befragung von ExpertInnen, mit dem Ziel gesellschaftliche Trends frühzeitig zu erkennen.

Aus der diesjährigen Veröffentlichung geht das hervor, was vielen von uns schon länger Sorge bereitet: „Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird auf unterschiedlichen Ebenen und durch vielfältige Aspekte schwächer“, so die nüchterne Zusammenfassung des Befundes.

Eine zu beobachtende Tendenz ist die zunehmende Grüppchenbildung unter Gleichgesinnten, die sich mehr und mehr nach außen hin abgrenzen. Stark begünstigt wird dieser Trend durch Digitalisierung und  Soziale Medien, wodurch Menschen vorwiegend in Echokammern kommunizieren, in denen die eigene Meinung reproduziert und bekräftigt wird. Die zentrale Bruchlinie in der Gesellschaft verläuft laut Osztovics, Mitautor des Berichtes, zwischen sich unterscheidenden Wertesystemen, die er in seinem Beitrag zur Präsentation als „regional verwurzelt mit Veränderungs- und Zuwanderungsbedenken“ sowie als „positiv und offen zur Globalisierung eingestellt“ betitelt.

Die aus dem Befund hervorgehende Empfehlung lautet daher: Dringend politische Maßnahmen zu setzen, um dieser Polarisierung entgegenzusteuern.

Im Zentrum stehen hierbei die Bereiche Bildung und Förderung der Zivilgesellschaft. Bildung müsse stärker darauf ausgelegt sein soziale Unterschiede auszugleichen und betreffend Zivilgesellschaft liest man in der Parlamentskorrespondez zur Arenaanalyse folgendes:

„Das Miteinander von Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund könne […] verstärkt in zivilgesellschaftlichen Formen im Alltag gefördert werden, etwa in jeder Art von Verein. Der Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts sei sowohl eine politische Aufgabe, als auch eine Herausforderung für die Zivilgesellschaft.“

Und genau an dieser Stelle setzt Fremde werden Freunde an. Wir tun gemeinsam und stärken dadurch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Unser Ziel ist es, zivilgesellschaftliches Engagement dahingehend zu unterstützen, sodass vermehrt Kontakt zwischen verschiedenen sozialen Gruppen entstehen kann. Im direkten, zwischenmenschlichen Kontakt auf Augenhöhe wird genau diesen Polarisierungstendenzen in der Gesellschaft entgegengesteuert und der Zusammenhalt wird nachhaltig gestärkt. Beobachten kann man diese Entwicklungen beinahe täglich im Rahmen unserer Aktivitäten, die Inklusion fördern und Miteinander schaffen. Wir alle sind Teil der Zivilgesellschaft und wir haben es in der Hand diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Tun wir’s einfach, miteinander.

Die Arena Analyse wird von Kovar & Partners seit 2006 jedes Jahr durchgeführt und hat das Ziel, sogenannte „Emerging Issues“ zu identifizieren und zu analysieren. Die Arena Analyse 2018, erstellt von Walter Osztovics, Andreas Kovar und Bettina Fernsebner-Kokert, steht auf der Website von Kovar & Partners unter dem Link www.publicaffairs.cc/arena-analyse-2018-wir-und-die-anderen/ zum Download zur Verfügung.

Parlamentskorrespondenz Nr. 34 (23.01.2018): Arena Analyse 2018: Bildung und Zivilgesellschaft sind Schlüssel für gesellschaftlichen Zusammenhalt Abrufbar unter: https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2018/PK0034/index.shtml

 

 

 

Das Projekt „Inklusives Corporate Volunteering“ ist gefördert von:

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Fremde werden Freunde als Teil sozialwissenschaftlicher Forschung

Im Salon von Fremde werden Freunde finden nicht nur die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt, die Menschen bei Essen, Wandern, Handarbeiten und Sprachcafés zusammenbringen – Fremde werden Freunde ist nun sogar Teil eines kleinen Forschungsprojekts für meine Bachelorarbeit.

Mein Thema verbindet gleich mehrere wichtige Bereiche, mit denen sich die Anthropologie (also dieses Fach, das ich da studiere), beschäftigt, nämlich ganz allgemein soziale Interaktion, Organisationen und deren Strukturen und Migration und Integration. All diese Dinge vereint auch Fremde werden Freunde – das perfekte Feld für meine Forschung also.
Doch worum geht es nun genau? Ziel meiner Arbeit ist es, herauszufinden, wie Vereine wie FwF intern organisiert sind, wer arbeitet mit, wie viele Personen sind regelmäßig dabei, wer übernimmt welche Aufgaben, wie hat sich die Organisation im Laufe der Jahre möglicherweise gewandelt. Ganz zentral ist mir dabei auch wichtig – und hier kommt nun das Thema der Integration in’s Spiel – welche Rolle Geflüchtete im Verein spielen und inwieweit diese im Laufe der Zeit von TeilnehmerInnen ebenfalls zu OrganisatorInnen werden.
In den kommenden Wochen werde ich so sicherlich noch an ein paar Projekten teilnehmen und mit einigen von euch sprechen. Wenn ihr Fragen zu meiner kleinen Forschung habt freue ich mich sehr, wenn ihr mir eine Email schreibt.
An dieser Stelle mein Dank an alle, die bereit sind und waren, mir im Zuge meines Projekts Interviews zu geben und mit mir über den Verein sprechen 😊. Eine kurze Zusammenfassung meiner Erkenntnisse ist euch – in ein paar Monaten 😉 – sicher.

Text von Margareta Wetchy 

 

 

Das Projekt „Inklusives Corporate Volunteering“ ist gefördert von:

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